to pool #2 habitation
Magdalena Bichler, Sonja Blattner, Michael Kleine, Unbekannte*r Künstler*in, Norbert Witzgall
Paracelsusbad, EG hinten links, Roedernallee 200-204, 13407 Berlin
7.- 17. Juli 2018
English text below
to pool ist eine Ausstellungsreihe des Projektraums Schneeeule. Die Hintergründe der teilnehmenden Künstler*innen sind divers: Sie gehören verschiedenen Generationen an, kommen aus diversen künstlerischen Szenen, sind erfolgreich oder weniger sichtbar. Einer der Künstler ist Christian Specht, der 2014 in einem Text in der taz, seine Idee eines diversen Vereines beschrieb: „Menschen mit Migrationshintergrund sollen Menschen ohne treffen, behinderte auf nicht behinderte, homosexuelle auf heterosexuelle. Alle sollen sich mal treffen. Ich will einen Verein gründen, der sich für mehr Vielfalt in den Medien und mehr Kunst von verschiedenen Menschen einsetzt.“
Ein- und Ausschlussmechanismen gibt es nicht nur im Hinblick auf die Sichtbarkeit von Künstler*innen, sondern auch hinsichtlich des Publikums: Wer fühlt sich im Museum willkommen? Wer fühlt sich nicht eingeladen? Wichtig im Zusammenhang mit der Ausstellungsreihe sind die Eröffnungen als soziales Event. Dazu werden nicht nur Freund*innen und Bekannte der teilnehmenden Künstler*innen geladen, sondern auch die Nachbarschaft. Denn schließlich sollen sich alle Mal treffen!
Die Werke in der Ausstellung habitation beschäftigen sich mit verschiedenen Formen des Wohnens und Zusammenlebens von Menschen.
Magdalena Bichler hat ihren Film Wohnpark in einer Satellitenstadt in Wien gedreht, die in den 1970er Jahren entstanden ist. Die Künstlerin stellt uns die Gebäude vor: Mit der Kamera bewegt sie sich im Außenraum, aber zeigt vor allem das Innere. Einerseits gemeinschaftlich genutzte Räume, wie Aufzüge, das Parkhaus und Sporträume, andererseits individuell von den Bewohner*innen gestaltete Privaträume und Balkons.
Die Häuser, die Sonja Blattner malt, sind oft etwas schief und haben merkwürdige Anbauten und ungewöhnliche Farben. Einsamkeit geht von ihnen aus, denn Menschen sind darauf nicht sichtbar. Als Vorlage nutzt die Künstlerin Abbildungen in Auktionskatalogen und Immobilienanzeigen. So erzählen die Häuser von ihren ehemaligen Bewohner*innen und deren Vorlieben hinsichtlich der Gestaltung.
Michael Kleines Arbeit Handtuch – eine Collage aus Handtüchern – bewegt sich zwischen Bild und Raumgestaltungselement. Die Farbigkeit sowie die grafischen Muster der Stoffe erinnern an eine vergangene Zeit, sie stammen aus den 1960er und 1970er Jahren. Handtuch verändert die architektonische Struktur des Ausstellungsraumes.
Die Fotografie des/der Unbekannte*n Künstler*in, vermutlich entstanden in den 1970er Jahren, ist Leihgabe und Flohmarktfund von Paul Sochaki. Darauf dargestellt ist eine Frau, die sich möglicherweise nach einer Party einen alternativen Schlafplatz auf einer Wiese gesucht hat. Neben ihr steht eine Flasche Bier. Die Fotografie erzählt eine Geschichte alternativen Lebens und von der Unbeschwertheit des Sommers.
Ein Familienfoto von 1980 bildete die Vorlage für Norbert Witzgalls Gemälde Heinz Witzgall, Landwirt, mit Familie von 1996. In seiner Übersetzung arbeitete der Künstler mit verschiedenen Medien: Gesichter und Hände der Personen sind gemalt, Kleidung und Hintergrund sind collagiert. Ausgangsmaterial der Collage sind vorgefundene Postkarten auf der das Haus der Bauernfamilie abgebildet ist – es stand zeitweilig Gästen für den "Urlaub auf dem Bauernhof" zur Verfügung. Diese Abbildungen eines "heilen" Zuhauses hat Norbert Witzgall zerschnitten und zu Ornamenten zusammengefügt, die die Körper mit verwirrenden psychedelischen Mustern überziehen.
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to pool is an event series by the project space Schneeeule. The backgrounds of the participating artists are diverse: they belong to different generations, have different cultural impressions, and belong to diverse artistic scenes, some are successful and some are less visible. Among others, Christian Specht contributed a text, first published 2014 in the taz newspaper. His idea describes a diversity club: “This time, it is about creative variety, here, different people meet and celebrate their differences. People with migrant backgrounds should meet people without, disabled people should meet those that are seemingly not, homosexuals should meet heterosexuals. Everyone should meet. I want to found a club that advocates for more diversity in the media and more art from different people.
An inclusion and exclusion mechanism does not only exists in regard to the artist's visibility but also in relation to the audience: who feels welcome in the museum? Who does not feel invited? It is important in the context of this exhibition series, openings act as a social event. Not only friends and colleagues of the participants are invited but also the neighborhood. After all, we all need to meet sometime!
The works from the Exhibition habitation deal with different forms of how people rent and live together.
Magdalena Bichler made her film Wohnpark in a 1970s satellite city in Vienna. The artist introduces the building: the camera pans the building, especially its interiors. We see facades, individually designed balconies, elevators, park houses, living and community spaces and people who use these.
The houses in Sonja Blattern’s paintings are sometimes crooked and have strange annexes and curious colors. Loneliness emanates from them for their inhabitants are not visible. The artist uses auction and real estate catalogs as references. In this way, the houses relate stories from their former tenants and their strange design preferences.
Michael Kleine’s work Handtuch (Towel) – a collage from towels – oscillates between picture and installation. The colors as wells as the fabric's graphic patterns remind of past times, they are from the sixties and seventies. Handtuch changes the architectural structure of the exhibition space.
The photography of this unknown artist, most probably from the seventies, is a loan and a flea market find by the Berliner artist Paul Sochaki. Displayed is a woman, who probably found an alternative sleeping place on a field. Next to her is a beer bottle. This photograph tells the story of an alternative life and the levity of summer.
A family photo from 1980 shows the template for Norbert Witzgall’s painting: Heinz Witzgall, Landwirt, mit Familie (Heinz Witzgall, Agriculturalist with family) from 1996. In the translation he works with artists from different media: the faces and hands of the persons are drawn, the clothing and background collaged. The source materials for the colleges are postcards on which the farmer family's house is shown, for a time it was available to guests for “vacation on the farm”. These images depict a “safe” home, however, Norbert Witzgall has cut and joined them as ornaments, dressing the bodies in confusing and psychedelic patterns.